London Philharmonic Orchestra - The Greatest Video Game Music Drucken E-Mail
Geschrieben von: Charly Groß   
Samstag, den 26. November 2011 um 12:32 Uhr

Bild: netinfectLabel: X5 Music Group
Genre: Videospiel/Klassik
Arrangement: Andrew Skeet, London Philharmonic Orchestra
Erschienen: 25. November 2011


Unter der Leitung von Andrew Skeet erklingen 21 altbekannte und aktuelle Meisterwerke der Videospielmusik im klassischen Gewand durch eines der renommierten Philharmonie-Orchester der Welt: dem London Philharmonic Orchestra. Aufgenommen wurde das Album im September dieses Jahres kurz vor dem "Video-Game-Heroes"-Konzert.


"If Beethoven and Tchaikovsky were alive today, they would be composing music for video games." Zu dieser gewagten These kam die New York Times bereits am 24. Dezember 2010.

Komponisten für Videogamemusik, das sind die Künstler, die die Atmosphäre und den Wiedererkennungswert des Spieles überhaupt erst möglich machen. Neben der Story und der Grafik sind die Themes ein entscheidender Schlüssel zum Erfolg eines Videospieles.

Nintendos Mann fürs Musikalische

Mit Kōji Kondōs Kompositionen hat Nintendo seinen besten Mann in Sachen Sound vorzuweisen. Auf der Compilation ist beispielsweise das Main-Theme von "The Legend of Zelda" enthalten. Der Bösewicht Ganon ist besiegt, die Welt ist gerettet. Dann beginnt die Melodie: Man sieht vor seinem geistigen Auge, wie die "Kamera" über die Lande schwebt, zu den kleinen und großen Helden des Spiels und schließlich mit einem Finish an Exkalibur, dem heiligen Schwert, vorbeizieht. Geigen sind hier die tragenden Instrumente, die von Flöten begleitet werden.

Mit einem Fanfarenintro beginnt "Super Mario Bros", die Klarinette schließt sich an und auch die Trompete kommt zum Zuge. Das Unter-Wasser-Level wird durch die Geige dargestellt, das Schloss durch die Posaune eingeleitet. Alles erinnert an die Zeit, als man den korpulenten Klempner mit seiner roten Hose, dem blauen Oberteil und roter Mütze auf bösartige Spatzen oder Schildkrötenenten springen und klempnerfressenden Pflanzen ausweichen ließ. Auch das Main-Theme zu "Super Mario" ist u.a. das Werk Kōji Kondōs.

Der Komponist für Final Fantasy

Was Kōji Kondō für Nintendo ist, das ist Nobuo Uematsu für Square Enix. Er spielt die Hauptrolle, wenn es um den idealen Soundtrack zur weltbekannten Anthologie "Final Fantasy" geht.

"Liberi Fatali" war dabei eines der ersten orchestralen Game-Musikwerke aller Zeiten. Wer "Final Fantasy VIII" einlegt und auf Play drückt, stelle sich das nun folgende Intro Ende der Neunziger Jahre vor: Meeresrauschen, wechselnde Videosequenzen, ein wechselnder Frauen- und Männerchor, der im Finale beide Stimmen ineinander fließen lässt und mit einem Knall endet. Der Text selbst stammt vom Szenario-Schreiber Kazushige Nojima. Dieses Spiel setzte in Punkto Grafik und Musik Maßstäbe. Das konnte man kaum verbessern, nur ein wenig "wiederbeleben".

Auch das Main-Theme stammt von Uematsu. Seit 1987/88, seitdem der erste Krieger auszog, vier Kristalle zu finden, kündigen Fanfaren- und Geigenklänge das endgültige Ende jedes einzelnen "Final-Fantasy"-Teiles an – heute wie damals hörenswert. Beide Stücke sind in dieser Sammlung gut aufgehoben.

Call of Duty

Dem mehrfach zum besten Spiel gekrönten Egoshooter "Call of Duty" wurden ebenfalls zwei Stücke gewidmet. Das Intro der Titelmelodie wird mit einer Posaune eingeleitet. Ruhig und schwer beginnt es. Die Geige setzt ein, dann wieder Posaune. Das Finish bestimmen Geigen- und Violinenklänge.

Es ist beeindruckend, mit wie viel Gefühl die von niemand Geringerem als dem Star-Komponisten Hans Zimmer (u.a. "König der Löwen") entworfene Melodie vom Orchester umgesetzt wurde.

Auch der zweite Track zu "Call of Duty", diesmal aus Teil 4, kann sich hören lassen: Schritte verhallen, Kontrabass setzt ein, zusammen mit Klängen, die die düstere Stimmung unterstreichen. Im Intervall auftretende scharfe Töne, dem Ton einer kräftig und kurz geschlagenen Triangel gleichend, deuten eine bestehende Gefahr an. Mit einsetzenden Pfeifen wird es sogar schaurig. Komponiert hat es u.a. Harry Gregson-Williams, der auch den Soundtrack zu "Metal Gear" beisteuerte.  

World of Warcrafts "Seasons of War"

Ebenso fesselnd wird der Track zu "World of Warcraft", dem ersten erfolgreichen Multiplayer-Online-Rollenspiel überhaupt, interpretiert. Ein Frauen-Männer-Chor mit Sprechgesang wie aus einem Kloster leitet das Stück ein. Posaune und Geige kommen hinzu. Der nun schnellere Gesang sowie Posaune, Schlagzeug, Rasseln und Geige bringen Dynamik ins Stück.

Zu verdanken haben die über 10 Mio. Spieler WoW der US-amerikanischen Kreativschmiede Blizzard Entertainment. Die konnte dieses Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiern.

Heiter und makaber: Angry Birds


Auch leichte Melodien sind auf dem Album zu vernehmen. Die Titelmelodie von "Angry Birds", einem der aktuell meistgefragten Spiele, hat es ebenso in die Sammlung geschafft. Klaviertöne bilden das Intro. Die Geige gesellt sich dazu. Es wird schwungvoller, die Flöte setzt ein, eine Triangel ist zu hören und ab und an eine Trompete. Man sieht die kleinen "angry birds" förmlich mit ihrem "Hui"-Schrei durch die Luft sausen, um die nächste Bastion der Schweine zu zerstören, die nichts anderes im Sinn haben, als ständig ihre Eier zu klauen. Wer es weniger mörderisch-makaber mag, kann sich bei dieser heiteren Melodie einen tänzelnden Reigen vorstellen.

Tetris meets Klassik

Last but not least: Auch "Tetris" hat seinen eigenen Soundtrack bekommen. Intoniert durch das Orchester erklingen leises Schlagzeug, Posaunen und Triangel als Intro, bevor die vertrauten Töne zu hören sind. Klavier mit Flötenbegleitung, leises Schlagzeug im Hintergrund, langsames Posaunenspiel bilden die Tetrismusik. Mal langsam, mal flotter, dann folgt ein abruptes Ende.

Ein abwechslungsreicher Mix aus Egoshooter- und Adventurespiel-Soundtracks

… steckt in diesem Album. Die kleinen Besonderheiten "Super Mario", "Tetris" und "Angry Birds" stellen den beschwingteren Part der Trackliste dar.

Mit "Gusty Garden Galaxy" aus der Reihe "Super Mario Bros", einem fröhlichen Fanfarenspiel mit Geige und Flöte, klingt das Album leicht und heiter aus.

"The Greatest Video Game Music" ist der Nachfolger des erfolgreichen Albums "The 50 Greatest Pieces of Classical Music". Die Kompositionen, dirigiert von Andrew Skeet, entstammen 20 verschiedenen Videospielen, die sich insgesamt mehr als eine Milliarde Mal weltweit verkauft haben.

Das Album ist sowohl im Netz bei Amazon (mp3) und für I-Tunes als auch als CD erhältlich.

Trackliste
1. Advent Rising: Muse (Tommy Tallarico, Emmanuel Fratianni, Laurie Robinson)
2. Legend of Zelda: Suite (Koji Kondo)
3. Call of Duty - Modern Warfare 2: Theme (Hans Zimmer)
4. Angry Birds: Main Theme (Ari Pulkkinen)
5. Final Fantasy VIII: Liberi Fatali (Nobuo Uematsu)
6. Super Mario Bros Theme (Mahito Yokota, Koji Kondo)
7. Uncharted - Drake's Fortune: Nate’s Theme (Greg Edmonson)
8. Grand Theft Auto IV: Soviet Connection (Michael Hunter)
9. World of Warcraft: Seasons of War (Jason Hayes)
10. Metal Gear Solid: Sons of Liberty Theme (Harry Gregson-Williams)
11. Tetris: Theme (Alexey Pajitnov)
12. Battlefield 2: Theme (Joel Eriksson)
13. Elder Scrolls: Oblivion (Jeremy Soule)
14. Call of Duty 4 - Modern Warfare: Main Menu Theme (Stephen Barton, Harry Gregson-Williams)
15. Mass Effect: Suicide Mission (Jack Wall, Sam Hulick)
16. Splinter Cell: Conviction (Michael Nielsen, Kaveh Cohen, Amon Tobin)
17. Final Fantasy: Main Theme (Nobuo Uematsu)
18. Bioshock: The Ocean on his Shoulders (Garry Schyman)
19. Halo 3: One Final Effort (Martin O’Donnell, Michael Salvatori)
20. Fallout 3: Theme (Inon Zur)
21. Super Mario Bros: Gusty Garden Galaxy (Koji Kondo)

22. Bonus für die mp3-Version
Dead Space: Welcome Aboard The U.S.G. Ishimura (Jason Graves)

Vielen Dank an netinfect für die Bereitstellung des Rezensionsmaterials!