SERAPH 2013 – Preisträgerlesung mit Kai Meyer am 14.03.2013 Drucken E-Mail
Geschrieben von: Cat Steward   
Montag, den 18. März 2013 um 17:43 Uhr

Seraph 2013 - die ausgezeichneten Bücher  (c) Cat StewardDer Seraph ist ein Preis, der durch die Expertenjury der Phantastischen Akademie e. V. –  bestehend aus Lektoren, Journalisten, Autoren und weiteren Medienvertretern – seit 2012 an die besten Romane des phantastischen Genres verliehen wird.

Er prämiert jedes Jahr das beste Debüt und das beste Buch aus den Bereichen Fantasy, Horror und Science Fiction aus dem vorhergehenden Erscheinungsjahr und konzentriert sich dabei laut Akademie auf besonders bemerkenswerte Bücher, die gute Geschichten erzählen und Alt und Jung gleichermaßen fesseln.

Die Nominierungen für das beste Buch lesen sich gelegentlich wie das Who is Who der Phantastik und beinhalten Namen wie Markus Heitz, Michael Peinkofer, Kai Meyer und Bernhard Hennen.

Der Preis für die hoffnungsvollen Newcomer ist gezielt auf die Nachwuchsförderung des Genres ausgelegt und mit 2.000 Euro dotiert, die von den Stadtwerken Leipzig gesponsert werden.

Offiziell am 14. März auf der Leipziger Buchmesse gekürt, stellen sie sich am gleichen Abend um 20 Uhr in den Räumlichkeiten der Stadtwerke in der Katharinenstraße einem kleinen, aber sehr interessierten Publikum vor.

Zwei Debütanten für den Seraph-Newcomerpreis 2013

Nach einer kurzen Einführung durch Oliver Graute, den 1. Vorsitzenden der Phantastischen Akademie, beginnt die Lesung getreu nach dem Motto "Ladies first" mit Mechthild Gläser, eine der Preisträger für das beste Debüt. Und es gibt noch einen weiteren, denn in diesem Jahr konnten gleich zwei Werke die Jury so für sich einnehmen, dass diese sich nicht zwischen ihnen entscheiden mochten. Somit ging der Förderpreis für den Nachwuchs an die beiden Nachwuchstalente: Mechthild Gläser mit ihrem Buch "Stadt aus Trug und Schatten" (Loewe Verlag) und Jan Oldenburg mit "Fantastik AG: Ein Epos aus den Fernen Ländern" (Piper).

Ihre Werke könnten unterschiedlicher nicht sein, obwohl sie doch demselben Genre angehören.

Seraph 2013 - Mechthild Gläser (c) Cat StewardMechthild Gläser – Traum oder Wirklichkeit?

Als die zierliche junge Studentin aus dem Ruhrgebiet das Podium betritt, wird es still. Sie entführt mit ihrer angenehmen Stimme und Art die Zuhörer nach ein paar erklärenden einleitenden Worten direkt in die Welt ihrer Protagonistin Flora, deren Seele des Nachts ein aufregendes und gefährliches Eigenleben in einer bizarren Traumwelt namens Eisenheim führt.

Der Roman lebt durch zwei Handlungsstränge, den der realen Welt in Bochum und den der Traumwelt Eisenheim. Flora führt in gewisser Weise zwei Leben und eins ist chaotischer als das andere. Doch was ist real und was Traum und wem kann sie eigentlich noch vertrauen? Nach einer Weile ist sich Flora da nicht mehr so sicher. Personen aus ihren Träumen tauchen auch in der Realität auf und  plötzlich schwebt sie in Gefahr. Und was hat es mit diesem ominösen Schicksalsstein auf sich, den sie angeblich in der Traumwelt gestohlen haben soll?

Eine Leseprobe gibt es hier: www.loewe-verlag.de.

Wer nach der Lektüre des Buches noch nicht genug von Flora bekommen kann, darf ganz beruhigt sein: Die Fortsetzung des Buches ist bereits geschrieben, wie Mechthild Gläser verriet, und wird voraussichtlich im Sommer erhältlich sein.

Seraph 2013 - Jan Oldenburg (c) Cat StewardJan Oldenburg – Phantastische Expedition in die Fernen Länder

Der zweite Preisträger Jan Oldenburg ist studierter Literaturwissenschaftler und Lektor sowie Verfasser von Theaterstücken, Drehbüchern und Kurzgeschichten. Sein faszinierendes Romandebüt ist in gewisser Weise doppelt bemerkenswert, denn es schafft den äußerst schwierigen und oft misslungenen Spagat zwischen Humor und Fantasy geradezu mühelos.

Dass aus der für die Lesung vorgesehenen Stunde am Ende fast zwei werden sollen, ist nicht zuletzt Jan Oldenburg verschuldet. Obwohl er schnell liest, was sehr gut zum Thema und Stoff passte, kann das Publikum nicht genug bekommen und so muss er immer weiter fortfahren.

Die Geschichte um Professor Welk, den letzten Professor der Phantastik, und seinen letzten Studenten Theodor, mittlerweile im 27. Semester seiner Phantastik-Studien, enthält bereits auf den allerersten Seiten mehr Lacher, als man vom Genre gemeinhin gewohnt ist.

Die beiden sehen sich plötzlich mit der Schließung ihres – von anderen immer für ein Gerücht beziehungsweise reine Phantastik gehaltenen – Instituts konfrontiert und müssen auf einmal in ihrem Leben einen neuen Sinn finden. Auf ihrer Expedition in die Fernen Länder, die magische Welt, die sie so gut zu kennen glauben und die doch so ganz anders ist, müssen sie es mit der Fantastik AG aufnehmen und so ganz nebenbei die Welt vor dieser Bande gefährlicher Kobolde retten.

Mit liebevoll gezeichneten Charakteren, genialer Situationskomik und einem abstrusen, trockenen Humor entführt Oldenburg seine Leser (und die Zuhörer) in seine Welt der Phantastik. Auch von ihm darf man auf Weiteres gespannt sein, ein neues Buch (keine Fortsetzung) ist bereits in Arbeit.

 

Seraph 2013 - Seraph-Preis-Träger Kai Meyer (c) Cat StewardKai Meyer erhält den Seraph 2013

Und dann wird es schließlich Zeit für Kai Meyer, der als eine der deutschen Ikonen der phantastischen Literatur mit über 50 Veröffentlichungen keiner ausführlichen Vorstellung bedarf. In gewohnt sympathischer und souveräner Manier präsentiert er einen Ausschnitt aus seinem Werk "Asche und Phönix" vom Carlsen Verlag, das den Seraphen 2013 für das beste Buch erhält.

Erfolgreicher, aber des Ruhmes müder Hollywoodstar trifft Hoteldiebin, kann bei ihr sein wahres Ich zeigen. Sie verlieben sich ineinander und reiten gemeinsam in den Sonnenuntergang – so viel zur Story.

Was jedoch zuerst wie eine ganz normale Liebesgeschichte wirkt, entwickelt sich im Laufe des Romans zu einer Achterbahnfahrt der Phantastik mit Dämonen und anderen gefährlichen Fabelwesen. Das Duo Ash und Parker muss um sein Leben kämpfen.

Besonders das Wesen Libatique macht ihnen das Leben schwer. Dieser Dämon ernährt sich von Erfolg und Ruhm seiner Opfer und ist daher alles andere als begeistert, als Parker dem ganzen Showbiz und dem Hype um seine Person beziehungsweise eher seiner Rolle den Rücken kehren will. Es wird in jedem Fall spannend und stellenweise blutig.Ob es ein Happyend geben wird, hat Kai Meyer nicht verraten.

In der anschließenden Fragerunde darauf angesprochen, macht der Autor deutlich, dass der Roman durchaus auch als Systemkritik an diesem ganzen weltweiten Superstar-Hype verstanden werden darf, der immer groteskere Formen annimmt.

Er plaudert auch ein wenig aus dem Nähkästchen über seine Anfänge als Phantastik-Schriftsteller. Dabei erfahren die verblüfften Fans, dass die Verlage ihn am Anfang keine phantastischen Bücher schreiben lassen wollten. Fantasy verkaufe sich nicht gut, war ihr Argument. Das dürfte sich dank Meyer, Heitz, Peinkofer und Co. geändert haben.


Vielen Dank an die Phantastische Akademie e. V. für die freundliche Fotogenehmigung!