26. WGT – Aufbruch in ein neues Vierteljahrhundert - Zentrum der Mystik – Der Leipziger Südfriedhof Drucken E-Mail
Geschrieben von: Wolfgang Hesse   
Montag, den 19. Juni 2017 um 20:33 Uhr
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26. WGT – Aufbruch in ein neues Vierteljahrhundert
WGT-Kammer und Viktorianisches Picknick locken am Freitag
Zentrum der Mystik – Der Leipziger Südfriedhof
Die Freitagshighlights im Treffenpark
Autogrammstunde und ein Interessantes Programm beim VEID
Ausflug zur Kirchenruine Wachau und zum Schwarzen Stricken
Vom NDH zum Mittelalterrock mit Stahlmann und Vogelfrey
Stelldichein des Dark Elektro – V2A, Klangstabil und VNV Nation
Ab Pfingstsonntag zu KIMKOJ und zum Gothic Christ Gottesdienst
Spielen mit dem C64 / Odroerir - Folk Metal aus Thüringen
Größen des Gothic Rock treffen sich in der Agra-Halle
Besondere Begegnung mit Oswald Henke / Sonderausstellung im Alten Rathaus
Erdling / Chephalgy / Funker Vogt / Forndow – Abschluss eines großen WGT
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Leipziger Südfriedhof

Fast zeitgleich zum Picknick im Grünen fand in der großen Trauerhalle auf dem Leipziger Südfriedhof eine musikalische Lesung statt. Zu Beginn stellte Sandra Baumgärtner Auszüge aus ihrem Buch "Chronik der Hagzissa", eine Fantasiegeschichte vor. Hagzissa ist ein altdeutscher Begriff für Hexe. Hierin geht es um einen Dämon, der ständig hungrig nach Vergeltung und Tod ist, die mächtige Gabe, die von einer Hagzissa an die nächste vererbt wird und die Chronik, die geschrieben wurde, um altes Wissen zu bewahren und das Böse endgültig zu besiegen. Ein Kapitel entführt die Zuhörer in das Jahr 1584, als ein Mädchen die Begabung und das Erwachen als Hagzissa erleben wird. Stefanie Kempin gibt einen Einblick in ihren Debütroman "Alice – Follow the White". Es geht um drei Freundinnen, Alice, Betty und Chloe, die jede von ihnen eine außerordentliche Begabung besitzt und die sie zielgerichtet zur Hilfe untereinander einsetzten. In der vorgetragen Szene beschreibt Stefanie Kempin, wie Betty nach ihrer Beerdigung im Sarg erwacht und sich aus der Tiefe unter der Erde befreit.
Als dritter im Bunde las Mario Steinmetz aus seinem zweiten Teil des Gothic-Romans "Hell's Abyss 2 – Abaddon". M. H. Steinmetz führt seine Erfolgsserie um die Gothic-Band HELL'S ABYSS noch blutiger fort. Der Horror hat ein neues Gesicht! In der Episode erzählt er, wie Lucy plötzlich in einer Kirche zur Beichte sitzt und Erfahrungen mit einem Priester macht.
Im Anschluss an die Lesungen wurde es musikalisch. Es spielte die Leipziger Band "Lambda", das sind Mareike Greb und Carsten Hundt. Während ihres kurzen Konzertes wurden beide in diesem Jahr verstärkt durch Karime, eine Tänzerin aus Halle und die Leipziger Tonkünstlerin Silja. Sphärische Klänge durchströmten die große Trauerhalle, die im Aufbau einer Säulenbasilika des Mittelalters nachempfunden ist.
Lambda, das ist nicht nur Kontrabass und Gesang, Lambda ist Musik für die Seele, die Auseinandersetzung mit Traum und Realität. Die elektronische Verfremdung des Bassinstrumentes begleitet die Tanzszenen und spiegelt das menschliche Sein wider. In der Besetzung Lambda plus K. bietet die Leipziger Formation sehr viel mehr an Inspiration für die Besucher.
Im Anschluss konnten sich die Besucher der musikalischen Lesung gleich noch einer Führung über den Südfriedhof anschließen Mit 78 ha ist es die größte Friedhofsanlage in Leipzig und gilt zu Recht als einer der größten und schönsten Parkfriedhöfe in Deutschland.
Die Rostocker Kunsthistorikerin Dr. Anja Kretschmer kennt sich mit der Friedhofs- und Totenkultur aus und bietet in ihren Friedhofsgeflüster Teil I eine Führung unter dem Thema "Von Totenkronen, Wiedergängern und der Angst vor dem Scheintod" an. Etwa 100 Besucher, mit und ohne WGT-Bändchen wollten sich diese interessanten Geschichten nicht entgehen lassen. In diesem Jahr mit einem Tonverstärker ausgerüstet war die "schwarze Witwe" auch bis in die letzten Reihen zu verstehen. Wenn die Uhr plötzlich stehen bleibt, oder wenn man eine weiße Frau sieht, wird jemand sterben. Dann sind noch Rabe oder Krähe so richtige Todesvögel, die rufen "starb, starb", das Käutzschen ruft "Komm mit, Komm mit", und die Taube ruft "Totenfru, Totenfru".
Doch es ging nicht nur tieftraurig zu, einige Witze hatte die "schwarze Witwe" natürlich auch mitgebracht, insbesondere wie sie als Witwe wieder Spaß am Leben fand.
Geschichten rund um Wiedergänger, Nachzährer und Methoden, die Angst vor dem Scheintod zu nehmen hat die schwarze Witwe im Gepäck. Sie erzählte auch, dass Totenkronen für tote Kindern hergestellt wurden, die teilweise bis heute in der Gruft aufbewahrt werden. An den Kindergräbern auf dem Südfriedhof entzündete jeder Teilnehmer eine Wunderkerze, um mit diesem Ritual den toten Kindern zu gedenken. Zum Schluss konnte jeder ein Schutzsalz gegen die sogenannten Aufhocker und einw kleine Flasche mit Leichenbitter, einem Kräuterlikör aus spezieller Produktion in einer Totenkopfflasche mitnehmen. Der Leichenbitter ist in Anlehnung an die Leichenbitterin entstanden, die die Todesnachricht zu überbringen und zum Begräbnis einzuladen hatte. Also, solch ein Friedhofsgeflüster sollte für einen Schwarzromantiker beim WGT nicht fehlen.