NCN 2019 - Genreübergreifendes Musikspektrum der dunklen Musik - Seite 3 Drucken E-Mail
Geschrieben von: Wolfgang Hesse   
Dienstag, den 17. September 2019 um 00:00 Uhr
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NCN 2019 - Genreübergreifendes Musikspektrum der dunklen Musik
Der NCN-Freitag – von Neofolk über Gothic-Rock bis zu harter Elektronik
Das war der zweite Festivaltag beim 14. NCN
Auch der dritte Festivaltag kann begeistern
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Ein Konzert Marathon von 11 Uhr bis tief in die Nacht – das war der zweite Festivaltag beim 14. NCN

Sage und schreibe, 25 Bands, Künstler und Acts präsentierten sich am Samstag, 7. September auf den vier Bühnen im Kulturpark Deutzen. Den Anfang machte ein interessantes deutsches Projekt Hätzer um den Jäger 90 Erfinder Thoralf Dietrich. Mit einer Fliegenkopfmaske erinnerte er an die Kultfilme über "die Fliege". Doch ist bei Hätzer nicht der Transponder für die Umwandlung schuld, sondern Dietrich selbst. Der Sound, überraschend melodisch für dieses Outfit, ist stampfender Dark Elektro unterstützt durch Schlagzeug, das von Marcel Lüke getrommelt wird.
RRoyce (siehe Rezianer-Bericht aus Erfurt: --> hier <-- ) hatten wir vor einiger Zeit bereits im Interview. Grund genug auch hier über ihren ersten Auftritt beim NCN zu berichten. Gitarre Keyboard und Gesang, so präsentierte sich RRoyce beim der 14. Auflage der Nocturnal Culture Night. So startet die Show dann auch gleich mit "The Principle Of Grace", einem wirklichen Anheizer, gefolgt von "Who Needs", beides natürlich in der gleichen Reihenfolge, wie auf dem letzten Album von RRoyce "Karoshi". Karoshi bedeutet auf Japanisch so etwas wie Burn Out, wie uns Casi damals im Interview verriet. So machten die drei Teddys, wie Manja Kaiser bei der Anmoderation die Bandmitglieder liebevoll umschieb, ihrem NCN-Debüt alle Ehre.

The Arch kommen aus Belgien und das Erscheinen ihrer Debüt-LP geht bis in das Jahr 1987 zurück. In all den Jahren bis heute hat sich der Sound stetig weiterentwickelt, wenn die Songs jetzt mehr elektronische Aspekte enthalten. Zu hören waren die Unterschiede zum Beispiel bei den Songs "Babsi ist Tot" oder "Ribdancer", zwei der bekanntesten Nummern der Band. Wer gern Neofolk hört, kommt an Har Belex beim 14. NCN nicht vorbei. Eigentlich kommen Salva Mainé und PAIL (alias Manix Salazar) aus dem EBM. Vielleicht ist diese Erfahrung gar nicht so schlecht, wenn man sich den akustischen Gitarren, melancholischen Violinen und treibenden Trommeln widmet. Herauskommt ein Sound, der klassische Instrumentierung mit elektronische Samples und mit  einer emotionalen Stimme paart. Viel Aufmerksamkeit erhielt die Band, die Songs in Englisch, Spanisch, Deutsch und Baskisch interpretierten.
Songs, wie Hymnen, die nicht so leicht aus den Gehörwindungen wieder verschwinden, Indupop so könnte man den Sound von State of the Union beschreiben. Diesen Namen gaben die kalifornischen Musiker ihrem aktuellen Album aus dem Jahre 2018. Melodien mit tiefgründigen Texten berühren die Zuhörer. Johann Sebastian, Jimmy Nimra und Jérémie Venganza versprühen Energie mit einer Mischung aus industrial und angehauchtem Future Pop. Für viele Besucher gehört State of the Union zu den Entdeckungen des Tages. Mit Shiv-R kommen Gäste aus Australien auf das NCN. Sie haben ihre neue Single "Interlace" mit dabei und geben einen Querschnitt aus dem letzten Studioalbum "Requiem for the Hyperreal" aus dem Jahre 2017. Düstere Stimmung und Industrial Klänge treffen auf kraftvolle Vokals. Sie gaben mit dieser Show ihr Debüt auf deutschen Bühnen. Mit ein wenig mehr Dynamik, wäre die Band noch besser im Bewusstsein der Zuhörer geblieben.

Viel Zuspruch erhielten Neuroticfish auf der Amphibühne. Das Projekt von Sasha Mario Klein und Henning Verlage scheint ein Begriff für viele NCN-Besucher zu sein. Der eingängige elektronische Sound und die tiefe emotionale Stimme reißen mit. Sänger Sascha freut sich über die vielen Besucher, die gerade dieses Konzert sehen wollen. Neben Songs vom aktuellen Album "Antidoron" gab es auch die neu ausgekoppelte Single Fluchtindex zu hören. Die Freude war den beiden Musikern anzusehen und sie denken bestimmt gern an diesen ersten Auftritt auf dem NCN zurück. 

Auch Faderhead gehört zu den Bekannten, zumindest bei vielen NCN-Besuchern. Die Band begleitete Szenegrößen, wie Project Pitchfork auf ihrer Tour. Am Festivalsamstag gehört ihnen allein die Weidenbogenbühne. Von der ersten Sekunde beherrscht Sänger Sami Mark Yahya die Bühne. Er ist hier, er ist da und bringt ohne Mühe die immer zahlreicher werdenden Besucher vor der Bühne in Stimmung. Songs aus dem aktuellen Album "Night Physics" bestimmte das Set. Zur Überraschung der Anwesenden erklangen auch zwei neue Song, "The Other Side Of Doom" und "From His Broken Bones" vom neues Album, das am 4. Oktober erscheint und den Namen "Asteria" tragen wird. Zu erwähnen sei der immer wieder faszinierende Auftritt von Clan of Xymox mit dem Wahlleipziger Ronny Moorings am Gesang. Der Sound der 1980-er Jahre ist und bleibt wie immer mitreißend und hat die Band zu einer der erfolgreichsten Dark-Wave-Formationen gemacht.

Der nächste Knall folgte hier auf der Amphibühne gleich im Anschluss. In Strict Confidence hatten sich angesagt und auch diese Band aus dem Bereich Elektro hat wohl eine große Anhängerschaft in der schwarzen Musikszene. Grob geschätzt hatte die Band fast alle Besucher des NCN vor ihrer Bühne versammelt. Nun zumindest den Anschein hatte es. Die deutsche Elektro-Band, die 1989 unter dem Namen "Seal of Secrecy" gegründet wurde hatte ein sehr abwechslungsreiches Repertoire mitgebracht. Neue Songs und Klassiker wechselten sich ab. Gitarristin Haydee Sparks begleitete auf dunkler Bühne den Song Zauberschloss mit ihrem Flügeltanz. Trotz heftigen Regenguss ließen sich die Fans vor der Bühne nicht beirren, tanzten und feierten die Band bis zum letzten Ton, so dass sich Dennis auch vor die Bühne wagte und sich ebenfalls nass regnen ließ. Für viele ein unbedingtes Muss, dass waren She Past Away, die für die Parkbühne vorgesehen waren. Die Band aus Bursa, der Türkei, besteht aus Volkan Caner und Dorik Ötztürkcan. Musikalisch bewegt sich der Sound von She past away zwischen Post Punk, Darkwave und Gothic Rock. Die Vokals sind in Türkisch, der Sound ist klar, die Stimmlage tief. Während der Regen langsam nachlässt bewegen sich die Zuhörer sanft nach dem Sound der Songs, die von der Dunkelheit inspiriert scheinen.

Der Höhepunkt am zweiten Festivaltag sind Laibach. Die Musik der Band ist schwer zu beschreiben, so unterschiedlich sind die verschiedenen Songs der langen Schaffensperiode. Natürlich können sich einige der Besucher noch an den Auftritt aus dem Jahre 2014 zum 9. NCN erinnern. Eine Band der besonderen Art, um genau zu sein der Slowenischen Kunst (NSK) aus Ljubljana, Slowenien, wissen seit 1980 zu provozieren. Die Band hat verschiedene staatliche Machtstrukturen in ihrer Heimat überlebt und überrascht in Deutzen mit einer Mischung aus ins Ohr gehenden Songs und experimentellen Klangcollagen. Dabei stehen Songs des Album "Spectre" aus dem Jahre 2014 im Mittelpunkt der Songauswahl. Aber auch "Alle gegen alle" aus dem Jahre 1994 steht auf der Agenda. Die Songs sind impulsiv, reißen mit oder regen einfach zum Tanzen an. Eine Kritik an den NSA-Spähattacken liegt dem Song "The Whistleblowers" zugrunde. Aber auch "Americana", "Resistance Is futile" (Blitzkrieg) und "Eurovision" können beim NCN14 live überzeugen. Der Sound ist klar und am Bühnenhintergrund laufen Filme, Filmausschnitte, Videosequenzen, aber auch Comics mit Bezug zu den jeweiligen Songs. Texte und Bilder sind ein Appell an alle, einfach einmal genauer hinzuschauen. Die Band um Frontmann Milan Fras, der Mann mit der außergewöhnlich tiefen Stimme, wird frenetisch umjubelt.