Konzertveranstalter Fritz Rau - eine Legende bei den Geraer Songtagen zu Gast Drucken
Geschrieben von: Wolfgang Hesse   
Montag, den 25. April 2011 um 18:01 Uhr

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Wenn der 81-jährige Konzertveranstalter Fritz Rau aus seinem Leben und von seiner Arbeit berichtet, wechseln interessante, bewegende und amüsante Geschichten einander ab.


Es ist eine ganz andere Welt, in die Rau die Zuhörer während seiner Vorträge mitnimmt. "50 Jahre Backstage" heißen seine Memoiren, die er zum Anlass nahm, die Erlebnisse aus dieser langen Zeit in über 400 Vorträgen einem breiten Publikum vorzustellen. Seine neue Vortragsreihe nennt er "Begegnungen" und darin erzählt er spannende Begebenheiten mit den Stars aus Jazz, Rock und Pop.

fritz_rau_gera2011Der legendäre Konzertveranstalter verstand es seit Beginn seiner Beschäftigung, Professionalität mit Emotionen zu verbinden. Diese Einheit hat ihm wohl, wie kaum jemandem auf der Welt, so viele Freunde im Showgeschäft eingebracht. Sein Lebenswerk wurde 2001 mit einem Echo geehrt. Viele Konzerttourneen weltberühmter Künstler in Deutschland und Europa in den 60-er, 70-er und 80-er Jahren sind eng mit dem Namen Rau verbunden. Er kann somit getrost als der Pionier der deutschen Musikveranstaltungsbranche bezeichnet werden.

Jürgen Schwab, ein Gitarrist, der Fritz Rau seit 4 Jahren bei seinen Vorträgen begleitet, unterhält die Zuhörer zwischen den einzelnen Teilen mit Liedern der Künstler und mit eigenen juergen_schwab_gera2011Stücken. Den Abend eröffnet der Gitarrist mit dem Song "Der Alte Fritz", indem er ironisch und bewundernd das Leben und Wirken seines großen Vorbildes Fritz Rau beschreibt.

Zu Beginn schildert Rau seine Begegnungen mit Ella Fitzgerald, der "Grand Lady of Jazz", und dem Pianisten Oscar Petersen. Musik vom legendären Auftritt Ellas in der Berliner Philharmonie, der als Album des Jahres 1961 einen Grammy erhielt, stiommte darauf ein. Die Freundschaft und Verbundenheit zu Oscar Petersen war so intensiv, dass Raus Sohn den Namen Oscar erhielt und Petersen Taufpate sein durfte.

Es folgen Geschichten und  Erlebnisse mit Elton John über improvisierte Garderoben im zweiten Rang und Endspielen im Wembley Station. Rau zitiert im Zusammenhang mit der Homosexualität Elton Johns Worte von Joan Baez: "Eine echte Liebe ist so etwas Schönes und Seltenes, dass man keinen Grund hat, irgendeine Form der Liebe zu verteufeln". Das beeindruckendste Open-Air-Konzert sei für Rau der Auftritt Bob Dylans und Eric Claptons vor 80.000 Menschen auf dem ehemaligen Reichparteitagsgelände in Nürnberg gewesen. "Da wir die Konzertbühne gegenüber der ehemaligen Hitlerbühne aufgebaut haben, haben 80.000 Deutsche Hitler den Rücken zugekehrt und sich Bob Dylan und Eric Clapton zugewandt. So einfach und klar war das, was wir erreichen wollten."

Am Beispiel von Queen berichtet Rau von der Aufbauarbeit, die er mit seiner Agentur leistete. Von anfangs 500 Besuchern konnte der von der Musik von Queen begeisterte Veranstalter die Zuschauerzahl bis auf 68.000 Menschen steigern. "Das konnte nur durch harte Arbeit und strategisches Denken erreicht werden, sowie dem Glück mit genialen Musikern wie die von Queen zusammenarbeiten zu dürfen."
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Während einer Tournee der Rolling Stones schaffte es Rau höchst persönlich, dass die oft zerstrittenen Rivalen Keith Richards und Mick Jagger wieder miteinander sprachen. Im Anschluss an diese Geschichte spielt Jürgen Schwab "(I Can’t Get No) Satisfaction", das von den Zuhörern begeistert aufgenommen wurde.

Nach der Pause erzählt Fritz Rau von Jimi Hendrix , wie er mit Jimi in London um die Häuser zog, um ihn besser kennenzulernen, und wie er alle Konzerte in Deutschland persönlich besuchte, weil er so fasziniert von dessen Experience war. "Jimi Hendrix", so der Veranstalter, "hat das Spiel auf der Gitarre neu erfunden und es gibt kaum einen guten Gitarristen,der nicht von ihm beeinflusst wurde".

Trotz umfangreicher Bemühungen gelang es Rau nicht, eine Tournee mit Udo Lindenberg durch die DDR zu organisieren. Nur einen einzigen Auftritt im Palast der Republik in Berlin konnte er 1983 den Kulturfunktionären abringen. Bei einem Gespräch mit dem "Berufsjugendlichen" Egon Krenz wurde Lindenberg und Rau bewusst, dass Frieden in Ost und West völlig unterschiedlich interpretiert wurden. Udo Lindenberg glaubte fest an eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten und war einer der ersten Künstler, der 1990, organisiert von Rau, durch die "Noch-DDR" tourte.

Mit Peter Maffay verbindet Rau eine langjährige Freundschaft. Die Inszenierung "Tabaluga und Lilly" ist für den zurückblickenden Konzertveranstalter das Wichtigste in seinem Leben. Gemeinsam mit Maffay planten und organisierten sie die Bühnenfassung, der einen umwerfenden Erfolg beschieden war. Hierbei konnte Rau das erste Mal selbst kreativ werden und mitgestalten. Bei den internationalen Künstlern wurde zumeist die Bühne vorgegeben und Rau und sein Team mussten diese Vorgaben in deutschen Konzertarenen umsetzten. Auf die rührenden Dankesworte Maffays anlässlich seiner Klassiktour 2010 erwidert Rau bewegt: "Nach diesen Worten kommt bei mir der Verdacht hoch, dass ich nicht ganz für umsonst gelebt und gearbeitet habe".

Die Besucher bedanken sich ebenfalls bei Fritz Rau für seinen Vortrag mit langanhaltendem Beifall. Jürgen Schwab beendet den Abend mit zwei Liedern aus seinem kürzlich veröffentlichten Album "Heute Noch".

fritz_rau_und_juergen_schwab_gera2011Obwohl der Vortrag von Fritz Rau zu einem der Höhepunkte der 4. Geraer Songtage zählt, waren die bereits stattgefundenen Vorstellungen nicht minder bemerkenswert. Hier sollen beispielgebend Barbara Thalheim, Falkenberg und der Club der toten Dichter & Katharina Franck erwähnt werden, Musik, die unter die Haut geht und ein breites Publikum anzog. Mehrere Konzerte dieser vierten Auflage des Festivals waren ausverkauft.

In einer öffentlichen Abstimmung im Internet der Ostthüringer Zeitung (OTZ) konnten Leser und Interessenten Nachwuchsbands und Künstlern der Region für die Songtage Aktion „Sprungbrett“ ihre Stimme geben. So erhält der Sieger, die Band The Stereo Monkeys aus Hermsdorf, die Möglichkeit, sich am 3. Mai. 2011 einem breiten Publikum vorzustellen. Gemeinsam mit der Initiative "Klima sucht Schutz" stehen auch die vierten Songtage unter dem Motto "Gutes Klima für gute Musik". Die bisher erfolgreichsten Songtage werden am 6. Mai 2011 mit einem ganz besonderen Konzert im Geraer Kultur- und Kongresszentrum ihren Abschluss finden. Nena wird unplugged, akustisch und musikalisch im Stil der Achtziger begleitet, zu hören sein. Der Abend verspricht mit Überraschungen und einer völlig neuen Setliste sowie lange nicht gespielten Liedern aufzuwarten.

26.04.2011 Jeskom - Bürgercafé Steinweg, Gera
29.04.2011 Haase solo - Stadtbibliothek Gera
03.05.2011 Songtage Sprungbrett mit The Stereo Monkeys - Bürgercafé Steinweg, Gera
06.05.2011 Nena - unplugged & mehr - Kultur- und Kongresszentrum Gera


Weitere Infos
www.songtage-gera.de

Herzlichen Dank an Stefan Wenzel von artfullsounds für Text- und Fotoerlaubnis!