MANtus: Wölfe Drucken
Geschrieben von: Wolfgang Hesse   
Dienstag, den 13. November 2012 um 18:27 Uhr

© TrisolLabel: TRISOL
Genre: Gothic
Erscheint: 16. November 2012

Eine Betrachtung über das Wesen der Wölfe, das möchte man denken, wenn man in die neue CD von MANtus hineinhört. Martin Schindler ist Mastermind einer Band, die seit Beginn ihres Bestehens den Urgedanken der Gothic-Bewegung in Musik und Liedern widerspiegelt.

Als Solostudioprojekt Ende der 90-er gegründet und gemeinsam mit Thalia, die kurz danach die weibliche Stimme bildete, stehen bei MANtus stets die Gedanken über das Leben und die inneren Werte der schwarzen Szene im Mittelpunkt der Lieder. Musikalisch bewegt sich MANtus zwischen Darkwave, Metal und Gothic Rock.

Fast jährlich erscheint ein neues Album auf den Markt. Selbst die kurze Auszeit von MANtus war für den Multiinstrumentalisten nicht unproduktiv. Mit der Band Sepia konnte er sich einen Traum von härterer Rockmusik erfüllen. 2009 kam es zum Comeback von MANtus auch jährlich auch wieder zu CD-Veröffentlichungen. Nach dem überraschendem Ausscheiden von Thalia im Frühjahr dieses Jahres war in Chiara Amberia schnell ein äquivalenter Ersatz gefunden und das neue Album in greifbarer Nähe. Chiara ist auf Wölfe die weibliche Stimme von MANtus.

Aber nicht nur ein neuer Name steht jetzt auf dem Cover. Mit Chiara ist auch eine ganz neue Stimme zu hören, die MANtus musikalisch etwas anders klingen lässt.
Das Album ist rhythmischer und abwechslungsreicher als der Vorgänger "Zeichen" von 2011.
Das wird sofort mit dem Instrumental "Vertigo" deutlich. Mit düsteren Sound-Teppichen, versetzt mit elektronischen Effekten und zusammengehalten von einer wiederkehrenden Melodie, die schon fast konzertant mit breitem Gitarrensound endet, beginnt es.

Ein Lied über das Anderssein ist "Hoffnungslos Allein". Ein Leben jenseits des Mainstreams scheint schließlich aus der Gesellschaft auszuschließen und "ohne Zukunft für den Schwächeren" zu werden. Zarte Gitarren beginnen und zusammen mit Chiara Stimme versetzen Metal Powercords und E-Drums dem Song eine großeDynamik.

Mit "In Den Krieg" beschreibt Martin Schindler eine sterbende Gesellschaft und eine Welt, die von so viel Negativität geprägt ist: "In eurer Mitte stirbt die Welt, der Mensch ist nur den Menschen Wolf."
Chiara zeigt in "Legenden" ihre ganze stimmliche Vielfalt. Ein Text voller Poesie beschreibt die tiefe Traurigkeit, die es im Leben geben kann. Symbolisch könnten es aber auch Bilder einer Apokalypse sein. "Das Blut tropft von den Bäumen, der Zorn der Elfen verbrennt den Mond und die schwarze Pest über allem thront."  Am Ende des Songs übernimmt ein Dudelsack die Melodie und beschließt das Lied instrumental im typischen Mittelalterrock.

Endzeitassoziationen kommen auch beim nächsten Track auf. "Baal" entstand nach dem Gedicht "Der Gott in der Stadt" von Georg Heym. Es handelt vom Tod der Großstadt durch den Dämon der Industrialisierung. "Baal" symbolisiert das Monster Antigott, der Menschen fressende Gott der Hölle, dem die Menschen selbst im Untergang noch huldigen. Es ist eine düstere Vision, musikalisch von wiederkehrenden Soundfetzen und solistischen Gitarren geprägt.

"Durch Die Zeit" setzt musikalisch und auch textlich einen Ruhepunkt. Feenhafter Gesang, zart gezupfte Töne und ruhiger breiter Sound beschreiben eine Möglichkeit aus der Hektik der Zeit zu entfliehen. Wenn man in den Schatten oder die Dunkelheit tritt, wird man von der Welt nicht mehr wahrgenommen.

Der Titelsong erscheint wie eine Ode an die "Wölfe". Akustische Gitarre und sphärischer synthetischer Sound prägen diese Ballade. Die Wölfe sind "ohne Falschheit und Verrat"und im Text heißt es: „So bin ich den Wölfen manchmal näher, als ich den Menschen jemals war.“ Ist der Mensch vielleicht nur ein böses Tier?  Kann ein Tier so grausam sein, wie der Mensch es manchmal ist? Diese Fragen kann sich der  Hörer des Liedes selbst beantworten. Das Cover gibt vielleicht hierzu schon einen Hinweis. Eine Frau liegt gemeinsam mit einem Wolf friedlich schlafend im Gras…  

"Ist es vielleicht Liebe?", mit dieser Frage beschäftigt sich Chiara im nächsten Lied. Im  typischen MANtus-Sound mit Pianotönen und Stringteppichen beschreibt das Lied die bleibenden Fragen, die es in jeder Beziehung gibt.

Eine ganz neue Interpretation für einen MANtus-Song schafft Chiara mit "Monster". Hier steht wieder das Untier Mensch im Mittelpunkt. Selbstherrlichkeit, Egoismus, Scheinheiligkeit, alles das sind die Grundpfeiler, auf denen die Welt vieler unliebsamer Zeitgenossen aufgebaut ist.

"Teufel"“, das letzte Gesangstück auf dem Album, beschreibt die Zerrissenheit der Seele und die vielen Fragen, die sich der Mensch stellt. Hier wechseln sich der Gesang von Martin und Chiara ab. Tiefe Risse sind im Weltbild des Menschen, doch auch hier ist Gesellschaftskritik erkennbar, ist doch in der wirklichen Welt die Ursache für diese Zustände zu suchen.

Frederic Chopins "Trauermarsch" beschließt das Album. Wird hier etwa die Welt zu Grabe getragen?

Martin Schindler fasst das so zusammen: "Die Hoffnungslosigkeit wird nicht von heute auf morgen aufhören, das zeigt insbesondere das aktuelle Weltgeschehen. Trotzdem gibt es noch Hoffnung, denn wozu lebt man sonst, wenn man nicht daran glauben würde. Das ist ungemein wichtig."

Härter, als die beiden Alben zuvor, so begegnet uns "Wölfe". Die neue weibliche Stimme schafft einen neuen MANtus-Sound, der keinesfalls der Musik Martin Schindlers schlecht zu Gesicht steht, im Gegenteil, MANtus wird dadurch noch einmal erneuert und es könnte damit sogar eine neue Zeit für Band und Musik anbrechen.

Trackliste
01 Vertigo
02 Hoffnungslos allein
03 In Den Krieg
04 Legenden
05 Baal
06 Durch Die Zeit
07 Mehr
08 Wölfe
09 Vielleicht Ist Es Liebe
10 Loki
11 Monster
12 Teufel
13 Trauermarsch

Band
Chiara Amberia: Gesang
Martin Schindler: Gesang

Weitere Infos
Homepage: http://www.mantus.de/
Facebook: http://www.facebook.com/pages/Mantus/77905713223

Bei Rezianer

Konzertbericht: ASP und MANtus auf GeistErfahrer Tour

Vielen Dank an TRISOL für die Bereitstellung des Rezensionsmaterials!