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Zur Zeit sind keine Einträge vorhanden!Reisen auf den Spuren der Wikinger |
Geschrieben von: Mira Sommer |
Samstag, den 12. September 2015 um 20:51 Uhr |
Ich sitze gerade auf einem Ozeanriesen und versuche zu schreiben, während alles um mich herum schwankt, mitten auf dem Atlantik zwischen Island und Grönland. Es nieselt draußen, der Seegang wird heftiger. Doch den gleichen Weg haben die Wikinger damals in Holzschiffen hinter sich gebracht - mit den tieferen, hochseetauglichen. Für Vergnügungsfahrten und Überraschungsangriffe gab es die flachen Schiffe, mit den breiten Decks und dem niedrigen Kiel. Auf unseren modernen Schiffen sind Hochseetauglichkeit und Vergnügen vereint. Will man sich den Stätten der Wikinger nähern und sie begreifen, nähert man sich ihnen am besten mit dem Schiff - und dem passenden Soundtrack. Genau das habe ich gemacht, voller Neugier auf Meerjungfrauen, Wale, Meeresungeheuer und Trolle. Wir verlassen die Meerjungfrau und treten ins Hoheitsgebiet der Wikinger ein. Die See ist ruhig und der "Jahrhundertsommer" Mitteleuropas wärmt die kühlen Gefilde des Nordens. Wir kommen nach Torslanda, Thors Land – sogleich empfangen uns die alten nordischen Götter, was das Tor zur Schärenlandschaft ist: karge Felsformationsinseln im Kattegatt/Ostsee. Die Idylle auf diesen Inseln allein scheint schon von den Göttern begünstigt. Ins sanfte Gras schmiegen sich 400000-1 Million Euro Holzvillen mit frischem Farbanstrich und kunstvoll geschnitzten Giebeln. Die Heidelanschaft blüht in Lila-, Violett- und Bordeauxtönen. Weinrot und Weiß dominiert bei den Häusern. Das "ö" dominiert in der Sprache – heisst es doch Insel und "Öl" ist ein Bier. Öckerö, Björkö , Hönö - Namen der Inseln. Im Heimatmuseum bekommt man Einblick in die Bauernhäuser. Alles ist klein, urig und voller Marienstatuetten. Die Menschen sind entspannt, die Kinder haben zehn Wochen Sommerferien, die Fähren zwischen den Inseln sind über Steuergelder finanziert und daher kostenlos benutzbar. So lässt es sich leben. Das dachten sich auch die Wikinger und bauten hier Siedlungen – ebenda, wo auch ein Gott wohnen würde – und nannten es Torslanda. Norwegen: Im Bilderbuch-OsloNachdem wir den Kategatt überquert haben, fuhren wir von Göteborg über den Skagerrak der Nordsee Richtung Norwegen. Gewaltige Fjorde beherrschen das Uferbild, und als Auftakt lohnt sich die Einfahrt in den prachtvollen Oslofjord, vorbei an den glitzernden Lichtern der weißen Holzhäuser, an den vorgelagerten Inseln und Felsen. Am Ende liegt das malerische Bilderbuch-Oslo. Es glänzt und blitzt alles nagelneu in der Stadt, riesige Blumenbouquets beherrschen die Innenstadt. Im Rathaus hängen die typisch bunten norwegischen Gemälde. Die Themen sind vor allem das Leben und die Arbeit auf dem Land. Ein Besuch lohnt sich. Das von außen eher hässliche Gebäude birgt wahrhaft psychedelisch einzigartige Wandmalereien im Inneren. Der Stil ist im frühen 20. Jahrhundert verortet, ebenso wie der Stil des Bildhauers Vigeland, dessen Skulpuren allerorten in der Stadt, aber ganz besonders im Vigeland-Park betrachten werden können. Die nackten Menschen in bewegten Posen erinnern an einen in Stein gewordenen Leni-Riefenstahl-Film. Gewagte Paarungen und Positionen werden täglich von Touristen zehntausendfach fotografiert und das Ganze steigert sich am Ende des Parkes zu einer Menschensäule. Besonders mystisch jedoch in der Aufbereitung des Museums sind die überlebensgroßen Figuren: der Osterinseln, deren Bewohnern, deren Riten und Gebräuche, Moais, Kavakavas, Akuaku – die alten Geister. |