Das war das WGT 2019 - Außergewöhnliches LineUp, begeisterte Besucher und reichhaltiges Kulturangebot. Drucken E-Mail
Geschrieben von: Wolfgang Hesse   
Dienstag, den 25. Juni 2019 um 12:03 Uhr
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Das war das WGT 2019 - Außergewöhnliches LineUp, begeisterte Besucher und reichhaltiges Kulturangebot.
Schwarzbuntes Treiben vor großer Kulisse
Elektrorock am Freitag im Westbad
Coppelius, In Extremo und Hämatom
Victorian Village im Gohliser Schlösschen
Studiosession des MDR beim 28. WGT
Frauenpower mit Omnimar und Grausame Töchter
INTENT:OUTTAKE feiern Jubiläum, Fehlfarben erinnern die 1980-er Jahre
Zum Besuch im VEID, Szenegottesdienst und Kammerkonzert
Lesung und Black Metal, wie passt das denn zusammen?
Die Gruftlandschaft in Deutschland
Interviews mit Schattenmann und Tanzwut
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WGT TitelbildÜber Pfingsten in Leipzig beim 28. Wave-Gotik-Treffen erlebten erneut bis zu 21000 Besucher das größte Treffen der schwarzen Szene weltweit. Insgesamt 220 Künstler und Musikformationen begeisterten an über 50 Orten im gesamten Stadtgebiet die Gäste aus aller Welt. In diesem Jahr war das Musikprogramm geprägt von vielen Megastars der deutschen und internationalen alternativen und schwarzen Szene. Dabei konnte man hier genreübergreifend von Gothic Rock, Indie Rock, über Industrial und allen Facetten der elektronischen dunklen Musik bis hin zum Mittelalterrock alles begrüßen, was hinlänglich die großen Konzerthallen der Republik füllt. Zu nennen seien hier nur White Lies und New Model Army aus England, sowie London after Midnight und Velvet Acid Christ aus den USA.

Bekannte Szenebands und ein reichhaltiges Kulturangebot, Szenegrößen aus Deutschland komplettierten das hochkarätige Angebot. Hier seinen nur Joachim Witt, Welle Erdball, In Extremo, Schandmaul oder Agonoize zu erwähnen. Insgesamt viel es den Besuchern schwer, allen Lieblingsmusiker zu folgen, so zahlreich waren deren Auftritte. Dazu kam leider eine häufige Überfüllung der Konzertorte, die einen Einlassstopp zur Folge hatten. Die Enttäuschung hielt sich jedoch in Grenzen, gab es an vielen anderen Orten zeitgleich auch herausragende Künstler zu erleben. Wie immer beim WGT gibt es viele musikalische Leckerbissen zu entdecken. Das sind unter anderen Bands aus Deutschland, die das erste Mal beim WGT dabei waren, aber auch internationale Formationen, die sich dem deutschen Publikum vorstellten und bereits ihre Anhängerschaft in dieser Region besitzen. Offen sein für Neues, das ist ein wichtiges Anliegen der Veranstalter des Wave-Gotik-Treffens in Leipzig.
Doch nicht allein die Musik beherrscht das weltweit größte Familientreffen der schwarzen Szene. Alle Facetten der schwarzen Subkultur sind an den vier Tagen über Pfingsten zu erleben. Lesungen, Vorträge, Ausstellungen und Filme drehen sich um das Lebensgefühl der schwarzen Szene.


Fazit:

Auch die 28. Auflage des Wave-Gotik-Treffens war wieder ein Höhepunkt in der WGT Geschichte. Mehrere Lokationen mussten aufgrund Überfüllung zeitweise geschlossen bleiben. Auch das beweist, dass die Künstlerauswahl in diesem Jahr wieder einmal außergewöhnlich war. Alle bekannten Namen der Mittelalterszene, wie Faun, Schandmaul, In Extremo, Coppelius und, leider ausgefallen, Tanzwut und Bannkreis waren zugegen. Höhepunkte des Black Metal, wie Cradle of Filth, Batushka und Catach Angren zogen Hunderte in den Felsenkeller. Natürliche waren auch die Konzerte von Witt und Solar Fake, wahre Publikumsmagnete.
Daneben gab es wieder ein reichhaltiges Programm jenseits der Musikhallen. Die ganze Palette der schwarzen Subkultur wurde geboten. Dazu zählten Museen und Ausstellungen, aber auch intime Lesungen in der Galerie Beuteltier Art oder bei Zweitausendeins. Das vielseitige Programm im VEID war nicht nur interessant, sondern unterstützte auch die wichtige Arbeit der Betreuung von verwaisten Eltern und trauenden Geschwistern.
Alternative Gottesdienste in der Peterskirche und am neuen Ort, der Heilandskirche, bewiesen, dass sich christlicher Glaube und Gothic-Kultur keineswegs ausschließen.
So ist auch das WGT 2019 zu einer bleibenden Erinnerung in vielen Herzen der Besucher geblieben. Die Erfahrungen, die Gespräche mit Freunden und Bekannten und nicht zuletzt das Familiengefühl der schwarzen Szene wurden nach Hause getragen und mit in den Alltag genommen. Das macht heute schon Lust auf eine Fortsetzung im Jahr 2020.

Ausführliche Fotogalerie: http://www.such-und-find.info/wh/wgt2019/index.html

Vielen Dank an die WGT Festivalgesellschaft für Akkreditierung und Fotopass!


Schwarzbuntes Treiben vor großer Kulisse

Für viele Besucher gehört das Viktorianische Picknick im Clara-Zetkin-Park zur Einstimmung auf die Tage über Pfingsten. Gerade in diesem Jahr berichtete man von einem Besucherrekord auf den Wiesen unweit Leipzigs City. Kostüme und Outfits aller Varianten und Genres waren zu sehen. Bereits aus den Vorjahren sind die Gruppen bekannt, die sich ein richtiges Viktorianisches Ambiente mit Tischen, Stühlen und Accessoires auf die Wiese mitbringen. Bei Kaffee, Kuchen und Obst feierten sie gemeinsam ihr Lebensgefühl bei ausgezeichnetem Spätfrühlingswetter.
Der Fantasie waren auch in diesem Jahr keine Grenzen gesetzt. Ob im Metallook als Ausdruck des Steampunks, mit Gewändern des Barock oder der Renaissance bis zu frechen Darstellungen des Andersseins, die Besucher hatten alle Varianten vorbereitet. Mitten unter das vielfältige Treiben mischte sich die Berliner Band Feline und Strange und erreichte Besucher und Schaulustige mit ihrer Musik. Opernsängerin Feline Lang schreibt die Songs, singt und begleitet sich am Piano und Keyboard. Am Violoncello ist Christoph Klemke zu hören. Begeleitet warden die beiden von Rah Fookinhell an den Drums. Das Besondere ist, dass die Musiker mit wenig Technik auskommen, um ein komplettes Konzert anzubieten.
Die Songs von Feline und Strange beschreiben Beobachtungen in der Gesellschaft, zeigen Missstände auf und klagen an. Das sind Themen, die nicht allein die schwarze Szene berühren, sondern an die gesamte Gesellschaft gerichtet sind.


Freitag: Szenemusik aus England trifft auf Elektrorock aus Dresden

Im Westbad eröffneten Cubanate von den englischen Inseln die Konzerte am Freitag. Die Gründung der Band geht zurück bin in die Anfänge der 1990-er Jahre. Eine Mischung aus Industrial Metal mit Hang zu Rock machte die Band in England bekannt. Lange war es ruhig um Sänger Marc Heal und Gitarristen Phil Barry. Doch im Jahre 2016 meldete sich die Formation zurück und veröffentlichte jetzt ganz eine EP mit dem Name Kolossus nach über 20 Jahren.
WGT 2019 Battlescream aus Dresden setzten den musikalischen Reigen im Westbad fort. Nach fast 20 Jahren Bandgeschichte sind die fünf Musiker um Frontmann und Mastermind Alex Pest das erste Mal auf einer WGT-Bühne.Mit einer fulminanten Show begeisterten sie die Besucher in Westbad. Im Mittelpunkt stand das immer noch aktuelle Album "Schwarz" aus dem Jahre 2018. Nach Virus Mensch wirken die Musiker noch direkter und sagen, was ihnen an der Gesellschaft nicht passt, klagen Krieg und Vertreibung an. In Kürze wird es eine neue Videoproduktion zum Song "Adrenalin" zu sehen geben.Das und noch so einiges mehr berichtet Alex im Interview, das wir vor der Show in Leipzig aufgezeichnet haben:



Das und noch so einiges mehr berichtet Alex im Interview, das wir vor der Show in Leipzig aufgezeichnet haben:




Freitag: Gute Bekannte überraschten am ersten Abend im Heidnischen Dorf und in der Agra-Halle

Coppelius und In Extremo luden zu Open-Air Shows in den Mittelaltermarkt am Torhaus Dölitz ein. Nach einer längeren Konzertpause sind die Herren von Coppelius mit ihrer "Bühnenabstinenzverweigerungskonzertreise" zurück auf den Brettern. Man rechnet sie dem "Steampunk" zu, jenem wunderbar verdrehten Schwelgen in skurrilen Szenarien, wie sie in tiefster Vergangenheit oder als ferne Zukunftsvisionen hätten gedacht werden können. Reichlich verdreht sind die Herren in Frack und Zylinder auf jeden Fall. Ein Querschnitt durch die Musik der Band haben sie mitgebracht, wobei auch die Klassiker "Seine erste Operation" und "Diener 5-er Herren" im Programm nicht fehlen durften. Am 06.09.2019 wird es unter dem Namen "Kammerarchiv", die erste Zusammenstellung mit den Klassikern der Band geben. Auch bei "Gothic meets Classic 2019" geben sich die Herren die Ehre.
Im Anschluss wurde es mittelalterlich rockig. In Extremo enterten die Bühne. Ein Feuerwerk aus Songs, diesmal ohne Pyro, prasselte auf die Besucher herab. Nicht nur der Bandname, sondern auch die mitreißende Musik ließen viele WGT-Besucher an diesem Abend in das Heidnische Dorf pilgern, so dass es kurz vor dem Highlight des Abends einen Einlasstopp geben musste.
WGT 2019 Unterdessen machten sich Hämaton in der Agra ans Werk, ein ganz anderes Publikum als bei ihren herkömmlichen Konzerten zu begeistern. Sie fanden es nett, auch mal beim WGT auf diese "Spezies Fan" zu treffen. Ihre neue deutsche Härte ist einfach härter, die Texte sind direkter. Schlussendlich möchten sie mit ihren Texten anmahnen, alles für die Freiheit zu tun. Das beweist auch die CD "Bestie der Freiheit", die nach eigenen Worten, "die Freiheit der Gedanken, des Wortes, der Kunst und der Liebe verteidigen möchte".




Mode, Szene und Musik beim Victorian Village

Für die Anhänger des Viktorianischen Zeitalters eröffnet sich seit längeren mit dem Victorian Village ein Mekka für ausgefallene Mode. In intimer Atmosphäre trifft man sich und ist sozusagen unter sich, und das zum zweiten Mal im Gohliser Schlösschen. Julia und Kerstin haben zu dieser privat organisierten Veranstaltung eingeladen. Voraussetzung für den Besuch ist jedoch das richtige Outfit, dem sind aber kaum Grenzen gesetzt. So trifft man unter den Gästen, Kostüme aus der viktorianischen Zeit, Steampunk bis hin zu allen Arten von Fantasy. Der Park und die Orangerie im Goliser Schlösschen laden, wie dafür gemacht, zum Promenieren ein. In den Arkaden wurden besondere Waren für kreative Ideen angeboten. Daneben gabt es bei Kaffee, Kuchen und anderem Leckeren, ein Musikangebot, das einfach in das Ambiente passte.
Auf der kleinen Bühne unter freiem Himmel waren Brigitte Handley (The Dark Shadows) aus Sydney, Australien, Majah mit ihrer singenden Säge, Kerstin D, Celloman Martin Höfert und die Band Wyst zu erleben. Eine Bilderausstellung, Führungen durch die fantastischen Räumlichkeiten des Schlösschens, sowie eine Kaffeetafel für Unterstützer rundeten das Angebot ab. Im Nachhinein waren die Organisatorinnen sehr zufrieden und laden bereits jetzt schon zu einer neuen Auflage im nächsten Jahr ein.

Im Rahmen der Sendung "Die Welt der dunklen Musik" sprachen wir mit Brigitte Handley über ihre Musik und mit Kuratorin Kerstin Herrlich über die Ausstellung im Gohliser Schlösschen:




Studiosessions des Mitteldeutschen Rundfunks in der Moritzbastei.

Der MDR begleitet seit mehreren Jahren intensiv das WGT. Tägliche Berichte mit Liveschaltungen bringen das Treffen in die Medien. Ein neues Format in diesem Jahr waren die Studiosessions. Mila Mar, Laura Carbone und Saeldes Sanc hatten die Gelegenheit vor laufenden Kameras zu spielen. Die Freude und Dankbarkeit war Hannah Wagner, Gründerin von Saeldes Sanc, anzusehen. An ihrer Seite, ihr langjähriger Musikerfreund, Ernst Horn (Deine Lakaien). In familiärer Atmosphäre erlebten 35 Personen ein Konzert aus drei Songs, das man nicht so schnell vergessen wird. Für alle, das das leider verpasst haben, gibt es die Möglichkeit, diese Studiosessions auf der MDR-Webseite nachzuerleben.

Hier im Anschluss findet ihr das Konzert von Saeldes Sanc zum Nachschauen und die Links zu Mila Mar und Laura Carbone:


Link zur Studiosession von Saeldes Sanc: https://www.youtube.com/watch?v=4jDrudbDHfI
Link zur Studiosession von Laura Carbone: https://www.youtube.com/watch?v=kzAQQ_sp3VQ
Link zur Studiosession von Mila Mar: https://www.youtube.com/watch?v=g26vxrXJziQ



Samstag: Frauenpower mit Omnimar und Grausame Töchter im Felsenkeller

Die Synthiepop Band Omnimar kommt aus Moskau. Optischer und musikalischer Mittelpunkt ist die ebenso stimmlich perfekte wie visuell beeindruckende Frontfrau Maria Mar, die ihre Lieder souverän in drei Sprachen präsentiert. In Russland sind sie nach drei Alben längst eine Szenegröße. Die Show ist eine perfekte Mischung aus gut gemachter Musik und einem Schuss Erotik. Tänzerinnen und auch die Frontfrau zelebrierten eine faszinierende Show. Mit dem Song Human, von der aktuellen EP gleichen Namens begeisterten die Russen das Felsenkellerpublikum, das ihnen eine große Sympathie und Begeisterung mit auf den Weg gab.
Dann wird es noch erotischer. In den ersten Reihen waren mehr männlichen Zuschauer zu entdecken und an den Eingängen wurden Besucher unter 18 Jahren zurückgehalten. Die Grausamen Töchter haben sich angesagt. Musikalisch lässt sich die Band nicht einordnen, Rock, Techno, Punk, Walzer, Polka oder Chanson kann man hier entdecken. Doch das Ganze wird verpackt in prickelnde Erotik. Die Show lässt mitunter alle Hüllen fallen und so schockierten die Töchter während des Songs "In deinen Kopf" die Besucher. Eine splitternackte Frau klappte einen symbolischen Kopf auf und die Frontfrau Aranea Peel rührt das Ganze darin mit einem Handmixer zu Brei. "Deine Gedanken werden zu Brei, alles wird zu Matsch-Pampe", heißt es dazu im Text.


Samstag: 5-Jähriges Bühnenjubiläum von INTENT:OUTTAKE in der Moritzbastei

Ein Fest wollten INTENT:OUTTAKE mit ihren Fans feiern. Genau vor fünf Jahren standen sie das erste Mal in der Moritzbastei auf der Bühne. Das damals unbekannte Duo hat es inzwischen geschafft, zusammen mit den Szenegrößen auf den großen Bühnen zu stehen. Dies wurde auch gebührend gefeiert. Als Gast hatten sich Andreas und Bastian einen treuen Wegbegleiter, nämlich Chris L. (Agonoize, Funker Vogt, Splatterdisko, The Sexorcist) auf die Bühne geholt. Mit ihm gemeinsam zelebrierten sie einen Song und stellten zum Schluss die gemeinsame Single "Auf Ewigkeit" vor, die im August 2019 erscheinen wird.

Samstag: Erinnerung an die Zeit der 1980-er Jahre

WGT 2019Im Haus Leizpig wurde gepogt. Ja beim WGT wurde gepogt! Anlass war der Punk der 1980-er Jahre. Sie heißen "Die Nerven" und machen Punk-Rock, oder Post Punk, oder doch Indie Rock? Die Besucher jedenfalls wissen, was sie erwartet, Musik, die sich zum Schubsen eignet.  Was wäre die Musik der 1980-er Jahre ohne "Fehlfarben". Sie prägten den Sound jener Zeit und beeinflussten die Entstehung der Neuen Deutschen Welle. Der Song "Geschichte wird gemacht (Es geht voran)" war damals in aller Munde. Es stammt vom Debütalbum der Band "Monarchie und Alltag" aus dem Jahre 1980. Alle elf Songs dieses Albums erklangen am Samstag im Haus Leipzig. 36 Jahre nach diesem Album gab es ein Comeback live auf dem WGT. Der Frontmann Peter Hein von damals ist auch der Frontmann von heute. Der Klang der Musik von damals ist zurück in den Ohren der Fans und … man sah viele Besucher in der Vergangenheit schwelgen, die die Augen schließen oder sich zur Musik bewegen. Bei toller Atmosphäre und voll gefüllten Haus Leipzig, kam es zurück, das Gefühl der 1980-Jahre. So einfach kann man Menschen glücklich machen, den WGT-Machern ist es wieder einmal gelungen.

Das Album Monarchie und Alltag enthält folgende Songs:
01  Hier und jetzt (2:44)
02  Grauschleier (2:25)
03  Das sind Geschichten (3:21)
04  All That Heaven Allows (3:37)
05  Gottseidank nicht in England (2:40)
06  Militürk (5:22)
07  Apokalypse (3:11)
08  Ein Jahr (Es geht voran) (2:51)
09  Angst (2:16)
10  Das war vor Jahren (2:35)
11  Paul ist tot (7:56)




Sonntag: Kunst, Talk und Besinnung am Sonntag

WGT 2019Luci van Org, Holger Much und Ben Swerk standen im Mittelpunkt einer Ausstellung beim VEID (Bundesverband Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister) e.V. Im Jahre 2019 wurde das Programm "DER SIEBTE BLICK" vom Samstag bis Montag angeboten. Holger Much freute sich, dass fast alle ausgestellten Werke bereits am Sonntagmittag zu Gunsten des VEID verkauft wurden. Er selbst versteigerte das Buch "Der treue Troll", das er zusammen mit ASP herausgegeben hat. Es trägt ein Widmung und ein paar persönliche Worte des Meisters. Für 535 Euro ist das Buch letztendlich an den schnellsten Meistbietenden gegangen. "Es war das erste Mal, dass die 500-er Marke geknackt wurde", freute sich Holger Much.



Zum einem Meet & Greet hatten drei Bands unterdessen in die Leipziger City eingeladen. Vor dem Gothic-Shop "Wonderland 13" konnte man mit Age of Heaven, Still Patient und Wisbourg ins Gespräch kommen. Das Trio plante gerade eine kleine Goth Rock Trilogy Tour, die die drei Band auch nach Leipzig zu einem Heimspiel führte.

Wir sprachen mit Jay Age, den Frontmann von Age of Heaven (Mitte), über die Geschichte des WGT und über die Szene heute. 1992 eröffneten Age of Heaven das allererste WGT im sogenannten Eiskeller:
















WGT 2019Der Szenegottesdienst in der Peterskirche in Leipzig stand in diesem Jahr unter dem Thema "Im Wandel der Zeit". Jährlich gehört diese Veranstaltung zum Angebot beim WGT und wird  von der Initiative Gothic Christ in der Peterskirche angeboten. Poet Patrick Thiele sprach in seinen Ausführungen vom Vergehen der Technik unserer Zivilisation und der Suche der Menschen nach der Zukunft. Dazu begab er sich fiktiv auf einen Müllplatz der Geschichte unserer Wohlstandsgesellschaft. Musikalisch untermalten die Bands Ebenbild und Aurora den Gottesdienst in der liebevoll geschmückten Kirche. Bei frühsommerlichen Temperaturen konnten die Besucher Getränke und einen kleiner Imbiss vor der Kirche erwerben und damit die Initiative Gothic Christ finanziell unterstützen.



Pianist Sebastian Boettcher und Cellist Benni Cellini sind die musikalischen Begleiter von Oswald Henke. Das Kammerkonzert ist eine neue Form, Lieder von Goethes Erben gefühlsbetont mit Poesie und Romantik einem Publikum zu präsentieren. Zumindest gab es solch einen ersten Teil und dazu klassischen Tanz. Im zweiten Teil des Konzertes erlebte man Henke wie gewohnt, bissig und emotional, wie man ihm von seiner Interpretation von 5 Jahre kennt. Die beiden Vorstellungen im Schauspielhaus waren auf jeden Fall einen Besuch wert. Neben diesen Kammerkonzerten präsentierten Goethes Erben einen Tag zuvor nach 13 Jahren Pause ihr neue Album "Am Abgrund" im Volkspalast.


Sonntag: Von verträumter Musik in der Heilandskirche, um die Ecke zu Black Metal im Felsenkeller.

Ein neuer Ort ist in diesem Jahr im Programm zu finden. Es ist die Heilandskirche in der Weißenfelser Straße. Hier fanden die meisten Lesungen und Vorträge statt. Vortragende und Autoren wie Lydia Benecke, Christian von Aster, Markus Heitz, Benjamin Schmidt und Klaus Märkert gaben sich die Klinke in die Hand. Der Kirchenraum bot zumindest mehr Interessierten Platz, als frühere Lokationen. Dennoch hatten nicht immer alle Besucher das Glück, dabei zu sein.
Szeneautor Klaus Märkert hatte zusammen mit den Musikerinnen von The Earie Glam Girls zu einer Lesung eingeladen. Der Schriftsteller las einige Geschichten von Begebenheiten, die in der Gruftiszene spielen. Diese spiegeln auch seinen schwarzen Humor wider, den man von Klaus Märkert gewohnt ist. Das ganze gipfelte in eine Erzählung über das Problem, an Toilettenpapier zu gelangen und stammte aus dem Taschenbuch von 2011 "Der Tag braucht das Licht - Ich nicht!: Nachthumor". Dazwischen erklang internationale Musik mit ganz besonderem Charme von den beiden Damen Bianca und Rafaela. Sie musizierten mit Hackbrett, Flöten und der keltischen Harfe.
WGT 2019Im überfüllten Felsenkeller tobte zur selben Zeit die Welt des Black Metal. Bands wie The Antichrist, Carach Angren, Batushka und Cradle of Filth waren zu erleben. Batushka aus Polen (ihr neues Album HOSPODI erscheint am 12. Juli) überraschten mit einem überdimensionalen Bühnenaufbaus, bestehend aus Ikonen und hunderten brennender Kerzen. Nicht nur die Kerzen, sondern auch die bis zum letzten Stehplatz gefüllte Halle ließen die Temperaturen auf tropische Werte steigen. Cradle of Filth überzeugten mit einer dynamischen Show ohne Showeinlagen, brachten halt Black Metal pur.



Montag: Vortrag über Grüfte in Deutschland im Hospiz Advena

Ein paar wenige WGT-Teilnehmer hatten die Chance, einem Vortrag von Dr. Anja Kretschmer im Hospiz Advena beizuwohnen. Bekannt ist die Wissenschaftlerin als die schwarze Witwe von ihrem Friedhofsgeflüster, das sie beim WGT auf dem Südfriedhof und bundesweit auf Naturfriedhöfen anbietet. Sie gab interessante Details über den Zustand der Gruftanlagen in Deutschland, zeigte Orte, die heute noch zugänglich sind und informierte über die Grabräuber, die Chaos hinterließen. Das Hospiz Advena hat sich um diese Veranstaltung bemüht, um ihre Arbeit vorzustellen und für finanzielle Hilfen zu werden.


Wir sprachen mit Ann Stürzebecher vom Hospiz und ließen uns das ausführlich erklären:


Montag: Musikhöhepunkte am letzten WGT-Tag

Im Felsenkeller eröffneten Hell-O-Matic die Musikshows des letzten Abends. Düsterer Rock stand hierbei im Mittelpunkt. Mit einer dynamischen Show begeisterten die voluptuous (üppig) Cheerleader und Frontmann Thomas van de Schreck. Beim Song Maggots (Maden) wurde die Band von Dr. Mark Benecke und Ines Fischer unterstützt, eine gelungene Überraschung für die Besucher.
Schwarzlicht und Symbole auf den Gesichtern und der Kleidung der Musiker eröffneten die Show von Schattenmann. So sah man "halbe Gesichter", die Gitarre bestand nur aus Saiten und die Drumsticks schienen wie von selbst durch die Luft zu wirbeln,
Mit normalem Licht wurde die Band schließlich sichtbar und rockte so richtig ab. NDH, jedoch in der Version 2.0, erklang im Felsenkeller. Grund genug auch einige Songs vom neuen Album, das am 5. Juli das Licht der Musikwelt erblicken wird, vorzustellen. Epidemie heißt es und so durfte der Titelsong ebenso wenig fehlen, wie die aktuelle Single Ruf der Engel. Alles was Schattenmann mit ihrem Debütalbum bekannt gemacht hat, war in dem kurzen Programm zu erleben: Licht an, Amok, Generation SEX, Böser Mann oder Brennendes Eis. Drei neue Songs beendeten die Show im Felsenkeller als Einstimmung auf das neue Album. Das waren F.U.C.K.Y.O.U., Wahrheit oder Pflicht und Kopf durch die Wand. Ein kleiner Gag begleitete das Konzert. Ein Mädchen mit einem Märzfeld T-Shirt wird auf die Bühne gebeten und bekam eine Maske mit illuminierenden Streifen, die bei Schwarzlicht zu strahlen beginnen. Sie wurde so Teil des Programms. Als Dank durfte sie sich auf zwei Freikarten für die Headliner-Shows im Herbst freuen. Viel Begeisterung herrschte in der wieder einmal viel zu heißen Konzertlokation und … dabei hatte der Abend erst angefangen.

Wir sprachen am Nachmittag vor dem Konzert mit Frontmann Frank Herzig über das, was Schattenmann ausmacht:


















Im Heidnischen Dorf unterdessen wurde es heiter und heftig. Die Bande von Knasterbart begeisterte das Publikum. Das Sextett entführte die Zuhörer in eine Geschichtenwelt aus längst vergangenen Zeiten. DOCH, sie könnten auch heute noch passieren. Ausschweifend, mit Witz und zweideutigen Gedanken zogen sie die Zuhörer in ihren Bann und ließen ihren "Gossenhauer Folk" weit über das Mittelalterdorf ertöten. "Wir spielen ja viel auf Mittelaltermärkten. Nun sind wir zum WGT eingeladen worden, und dachten das ist was anderes. Doch was ist das hier – Ein Mittelaltermarkt", amüsiert sich Frontmann Hotze Knasterbart. Mit der Aufforderung "Sauf mich schön" und ein paar weiteren Gossenhauern entließen die "Süffisanten Folkrocker" die Besucher unter die heraufziehenden Gewitterwolken.
Die Wolkenberge läuteten schließlich auch das Ende der Konzerte im Heidnischen Dorf an diesem Abend ein. Die beiden Headliner, Bannkreis und Tanzwut, wurden wegen einer amtlichen Unwetterwarnung abgesagt, die Sicherheit der Besucher gehe vor, so hieß es von der Bühne. So mussten auch die Mittelalterrocker von Tanzwut unverrichteter Dinge ihre Heimreise antreten. Zum Glück nicht ohne das neue Album beim WGT offiziell released zu haben.

Dazu erzählt Frontmann Teufel mehr im Interview, das wir am Nachmittag vor dem Konzert im Hotel führten:

























WGT 2019Für viele Elektro-Fans wurden die letzten beiden Konzerte in der Agra-Halle zum absoluten Höhepunkt des WGT. Velvet Acid Christ aus den USA und Agonoize aus Deutschland beschlossen den Reigen. Während der Starkregen auf das Hallendach prasselte, erzählten die Amerikaner um Bryan Erickson ihre Geschichten. Sie gehören zu den bekanntesten Elektrobands der Welt. "Das musikalische Spektrum reicht von Elektro-Industrial und IDM über Trip-Hop, Goa Trance und Metal. Künstlerisch besonders interessant erscheint das virtuose- und in dieser Form herausragende Spiel mit elektronischen Effekten und Sprachsamples", heißt es dazu bei Wikipedia. Zum Instrumentarium gehören  Drums, Keyboard und Synthesizer. Von 1990 bis heute haben Velvet Acid Christ den Sound der harten elektronischen Klänge maßgeblich mitbestimmt.