Seite 3 von 4 The Arch:
Starteten die Bochumer Erben-Konzerte der letzten Jahre noch ganz ohne musikalische Gäste im Vorprogramm, gibt es dieses Mal hingegen einen Support-Act, der das Publikum zuvor schon einmal etwas in Stimmung bringen darf: Die aus dem belgischen Breendonk stammenden „The Arch“ sind bereits seit 1986 aktiv und haben sich musikalisch dem New und Dark Wave verschrieben. Dabei kann das Quartett, welches heute allerdings ohne Keyboarder Ian Lambert und damit nur als Trio auf der Bühne stehen wird, mittlerweile auf sieben Alben zurückblicken. Das neueste Werk namens „Sanctuary Rat“ erschien erst im vergangenen Jahr über Dryland Records, womit die Band praktisch direkte Label-Kollegen von „Goethes Erben“ sind, was vermutlich unter anderem auch ihren Slot auf der aktuellen Tour erklären dürfte. Etwa gegen 20.30 Uhr betreten also Gitarrist Mr. Pierre, Bassist Ivan „D.C.“ Moons und Sänger Gerd „C.U.V.G.“ Van Geel nur zu dritt die Bühne, um dann gleich mit dem Doppel „Clear Fields“ und „9,81“ vom aktuellen Ableger zu eröffnen. Durch den Umstand, dass „The Arch“ keinen Live-Schlagzeuger haben und die entsprechenden Drum-Patterns damit eigentlich vom Keyboard kommen, welches heute aber eben nicht besetzt ist, wirkt die Bühne anfangs noch seltsam leer und ganz so, als würde etwas fehlen. Nun ja, tut’s ja immerhin auch. Woran es jedoch definitiv nicht mangelt, sind die musikalischen Fähigkeiten und Präsenz eines bestimmten Herren dort oben auf den Brettern: Während sich die zwei ganz und gar in der Musik versunkenen Saitenspieler an den äußeren Bühnenrändern fast schon ein bisschen zu sehr zurückhalten und eher wenig bewegen, zieht der mit einer schwarzen Federboa und viel dunklem Lidstrich geschmückte Sänger hingegen schnell alle Blicke auf sich: So wird Van Geel schon bald zum unvermeidbaren Mittelpunkt des Geschehens, wenn er beständig auf- und abschreitet, viel mit der eigenen Mimik spielt oder das lange Kabel seines Mikrofons immerzu lasziv und gekonnt um sich schlingt. Der düstere Titeltrack der jüngsten Veröffentlichung, das ebenfalls davon stammende „Devil‘s Breed“ sowie „Cocks Populi“ vom direkten Vorgänger aus 2019 markieren danach schließlich das Ende der aktuellen Ära im Set, bevor man sich den älteren Stücken widmet, was einige scheinbar extra angereiste Fans sichtlich zu freuen scheint: „Babsi Ist Tot“ von der Debüt-EP „As Quiet As“ oder „Stay Lay“ und „Ribdancer“ aus den späten Achtziger- und frühen Neunzigerjahren sind bandeigene Klassiker und funktionieren live auch heute noch sehr gut. Generell wirkt der Gig wie eine kleine Zeitreise in die einstige Szene-Hochzeit des Wave. Das schummrige Licht und der leichte Nebel, in welchem die drei Akteuere so manches Mal nur als schemenhafte Silhouetten zu erkennen sind, sorgt für eine mystisch-kühle und zugleich doch wundervoll melancholische Atmosphäre, wenn sich minimalistische Elektronik mit nebulös verzerrten Gitarren und dem eindringlichen Gesang mischt. Ein herrlicher Oldschool-Spirit und doch keineswegs angestaubt. Authentische Schwarz-Romantik at it‘s finest! Das erkennt auch das Bochumer Publikum an und taut mit jedem neuen Song hörbar immer mehr auf. Das wirklich großartige „Eyes Wide Open“ vom 2016er Album „Fates“ schindet wohl den größten Eindruck und sorgt abschließend für lauten Applaus, bevor „The Arch“ sich nach knapp vierzig Minuten vom Ruhrgebiet verabschieden… Vorerst. Wer die Band in nächster Zeit einmal selbst erleben will, hat beispielsweise nämlich im September in Oberhausen beim Benefit Festival im Kulttempel oder beim zweiten Tour-Part der Erben-Tournee im Spätherbst die Gelegenheit dazu. Dringende Empfehlung!
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