Zum Wave-Gotik-Treffen waren sie dabei. Inzwischen ist ihr neues Album erschienen. Die Münchner Pagan-Folk-Band ist wieder auf Tour. Die Rezianer sprachen mit Niel Mitra über WGT, Szene, über die Natur, ihre Wertschätzung und "Eden".
Der Auftritt auf dem 20. Wave-Gotik-Treffen liegt noch nicht so lange zurück. Wie war die Stimmung am WGT-Sonnabend? Könnt ihr euch daran erinnern?
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Für uns war es definitiv einer der Höhepunkte der Saison. Das Heidnische Dorf war für uns eine Art Keimzelle und es ist immer wieder etwas Besonderes, an diesen Ort zurückzukehren.Wir haben schon tagsüber die Atmosphäre des Heidnischen Dorfes genossen und uns auch von den einzelnen Regenschauern nicht abschrecken lassen. Die Zuschauer auch nicht. Es wurde ein euphorisch-ekstatisches Konzert, von dem man wahrlich elektrisiert von der Bühne kam!
Ihr habt auf der Waldbühne im Heidnischen Dorf gespielt. Euer Konzert zur Tour des Vorgängeralbums "Buch der Balladen" (2009/2010) fand in der Leipziger Peterskirche statt. Was ist euch lieber: Open-Air oder Konzertsaal? Könnt ihr dank eurer vielen Konzerterlebnisse für euch Vor- und Nachteile feststellen, die die jeweiligen Lokationen betreffen?
Open-Air-Konzerte sind uns natürlich im Sommer am liebsten, vor allem in lauen Nächten lässt sich hier ganz besonders diese naturmystische Atmosphäre erzeugen. Wenn sich das noch mit einem urigen Mittelaltermarkt kombiniert, rundet das die Sache ab. Auch wir genießen es dann von der Bühne aus das Ambiente zu sehen, geprägt von Fackeln und Lagerfeuern.
Aber auch die schwitzigen Clubkonzerte haben ihren eigenen Reiz, da man sehr nah am Publikum spielt. Von der technischen Seite sind diese Konzerte meist entspannter. Man kann eine ausgefeiltere Lichtshow bieten und es ist einfach mehr Zeit vorhanden.
Für die Faun Acoustic Tour haben wir uns meist Orte wie Kirchen oder Theater herausgesucht. Die sind genau richtig für das etwas romantisch-verträumtere Flair der bestuhlten Konzerte.
Ragt für euch ein Faun-Konzert oder eine Tour speziell heraus? Und wenn ja, was war das Besondere daran?
Da hatten wir zum Glück so viele tolle Erlebnisse, dass es schwer ist, sich da das singulär spezielle Erlebnis herauszupicken. Nach dem diesjährigen WGT müssen wir das Heidnische Dorf zumindest nicht mehr mit brennenden Stromkästen assoziieren! Ganz besonders aber freuen wir uns auf auf unsere große Clubtour im Herbst, da diese Touren immer ein gemeinschaftliches Erlebnis sind.
Geht ihr auch privat zu Veranstaltungen wie Wave-Gotik-Treffen oder M'era Luna?
Ich glaube, der eine oder andere von uns würde gerne – aber die Zeit lässt das nicht wirklich zu … deswegen waren Oli und ich beim WGT 2011 durchaus länger in der Moritzbastei anzutreffen, obwohl wir am nächsten Tag früh zum nächsten Konzert in den hohen Norden mussten.
Auch auf dem letztjährigen Festival Mediaval hat ein Teil der Band den Aufenthalt bis zum letzten Tag verlängert. Wenn man so viele Konzerte selbst auf Festivals hat, bei denen man gerne selbst auch Besucher wäre, muss man eben mitnehmen, was möglich ist.
Ordnet ihr euch selber zum Teil in die schwarze Szene ein? Wie viel Folk steckt euer Meinung nach in der neuen Gothic-Szene?
Wir fühlen uns definitiv sehr wohl und durchaus auch heimisch in der Schwarzen Szene, da sie unsere Themen versteht und durchaus auch Ecken hat, die sich tiefgründiger mit Spiritualität oder Mystik oder dem Verhältnis zur Natur beschäftigen. Das findet man gerade in der wachsenden Dark- Folk-Szene. Außerdem ist ist es eine sehr freundliche und friedliche.
Uns selbst fällt es etwas schwer, uns irgendwo einzuordnen, da Faun einfach sehr heterogen klingt und ist. Wir sehen auch nicht so sehr die Notwendigkeit, sich in Schubladen ein- oder anzupassen. Deswegen sind wir genauso in der Mittelalterszene heimisch.
Und in den Niederlanden und den USA haben wir sehr viele Fans, die eher aus der Fantasyszene kommen, aber eben auch die Botschaften verstehen, die wir transportieren wollen. Das ist für uns sehr interessant, eine dunkelbunte Mischung sozusagen.
Immer wieder sprecht ihr von der Verbindung zwischen der Natur und dem Menschen. Euer Name "Faun", das antik-römische Pendant zum griechischen Waldgott Pan, weist bereits darauf hin. Wie wichtig ist euch diese Verbindung, und wie lebt ihr sie persönlich aus?
Das ist sicher eines unserer zentralen Themen, sowohl für uns als Gruppe als auch für jeden von uns privat! Als Band ist es uns auch wichtig, eine in der heutigen Zeit verlorengegangene Verbindung zwischen Mensch und Natur wieder aufzudecken. Und wir wollen durchaus auch sensibilisieren, was das menschliche Verhalten mit der Natur macht, natürlich ohne einen zu sehr erhobenen Zeigefinger.
Darum geht es bei einem Lied wie "Zeitgeist", weshalb wir dort auch den kongenialen Allan Watts zitieren. Grob gesagt: Wenn man gegen die Natur handelt, handelt man letztendlich gegen sich selbst. Bei uns persönlich zeigt sich das beispielsweise bei Rüdiger, der als aktiver Schamane praktiziert oder bei Rairda, die wahrlich einen Zaubergarten pflegt.
"Eden", das neue Konzeptalbum, ist seit 24. Juni auf dem Markt. Die Themen sind Eden und Sündenfall. Den Anfang macht "Lupercalia", ein römisches Fest zu Ehren des Gottes Faunus. "Zeitgeist" schließt sich an. Dann folgt "Iduna", ein Lied über die nordische Göttin mit ihren goldenen Äpfeln. Keltische Klänge vernimmt man bei "Ynis Avalach", arabische bei "Oyneng Yar".
Wie reift ein solches Werk in euch?
"Eden" war ein Weg über die letzten vier Jahre. Viele Lieder wie "Hymn To Pan" oder "Adam Lay Ybounden" waren schon über lange Zeit da, haben sich aber vom Anfangsstadium bis zum Schluss stark verändert. Wir hatten von Anfang an beschlossen, dass wir uns viel Zeit nehmen wollen, um nicht die Qualität gegenüber dem Zeitdruck zu opfern. Wenn man Tiefe erreichen will, braucht man Zeit!
"Eden" ist ein sehr religiöses Thema. Wie steht ihr selbst zum Begriff Religion? Glaubt ihr an einen Gott?
Als Gruppe haben wir grundsätzlich ein Interesse an den Geschichten und Mythen, die alle Religionen und Kulturen in sich bergen. Auf "Eden" wollen wir den mythischen Garten aus Sicht vieler Kulturen und Religionen betrachten und wir waren selbst verblüfft, wie oft in Kulturen z.B der Apfel oder der Baum der Erkenntnis vorkommt.
Uns selbst könnten wir sicher irgendwie als pagane Menschen beschreiben. Da aber jeder von uns einen eigenen Glauben hat, ist diese Aussage auch gleich wieder falsch. Aber wir glauben an Äpfel!
Mit den Faun-Open-Air-Konzerten und Faun-Acoustic-Konzerten seid ihr derzeit auf Tour. Wo kann man euch überall live erleben?
Fast überall, wo es Äpfel gibt:
Sa. 16.07.11 - Mittelalterlich Phantasie Spectaculum, Bückeburg Sa. 30.07.11 - Mittelalterlich Phantasie Spectaculum, Karlsruhe Fr. 05.08.11 - Castlefest, Lisse 2161AN, NL Sa. 06.08.11 - Mittelalterlich Phantasie Spectaculum, Köln Fr. 26.08.11 - Zytanien Open Air Festival 2011, Lehrte Sa. 27.08.11 - Mittelalterlich Phantasie Spectaculum, Speyer So. 28.08.11 - FAUN ACOUSTIC, Schloss Amerang Fr. 02.09.11 - Schiffenberg Rockt Festival, Gießen Sa. 03.09.11 - Mittelalterlich Phantasie Spectaculum, Hamburg So. 04.09.11 - Open Flair, Ingolstadt Fr. 09.09.11 - Festival Mediaval, Selb Sa. 17./18.09.11 - Faerieworlds Harvest, Oregon, Eugen, USA Sa. 24./25.09.11 - Earthdance, Kalifornien, Vallejo, USA Fr. 15./16.10.11 - Mittelalter Spectaculum, Osnabrück
Mit der Tour zum "Eden"-Album geht es weiter?
Bei der großen Faun Eden Tour freuen wir uns sehr auf unsere Support-Band Trobar de Morte aus Spanien.
Termine: 04.11. München - Freiheiz * 05.11. Erfurt - Gewerkschaftshaus * 06.11. NL- Utrecht - Tivoli * 07.11. Bochum - Matrix * 08.11. Nürnberg - Hirsch * 09.11. Dresden - Beatpol * 10.11. Berlin - Heimathafen Neukölln * 11.11. Hamburg - Gruenspan * 12.11. Magdeburg - Festung Mark * 13.11. Celle - CD-Kaserne * 25.11. Pratteln - Z 7 26.11. Memmingen - Kaminwerk 01.12. Aschaffenburg - Colossaal 02.12. Osnabrück - Rosenhof 03.12. Kaiserslautern - Kammgarn 04.12. Köln - Live Music Hall 15.12. Regensburg - Alte Mälzerei 16.12. Wien - Szene 17.12. Bad Reichenhall - Magazin 18.12. Stuttgart - LKA Longhorn
* = Support: Trobar de Morte (Spanien)
Vielen Dank an Niel Mitra fürs Interview und weiterhin maximalen Erfolg!
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